Eine Mama am Rande der Verzweiflung – eine Geschichte aus dem echten Leben
Und da war er wieder, der Milchstau! Nicht der erste, auch nicht der zweite, sondern der dritte!
Als frisch gebackene Zweifachmami wusste ich schon so einiges, was auf mich zukommen würde. So dachte ich zumindest.
Ich habe bereits vielen Mamis geholfen, doch nun stand ich selbst da – mit meinem eigenen neugeborenen Baby und ich wusste einfach nicht mehr weiter. Ich war unendlich traurig und nach 6 Wochen intensiven Stillstunden kurz davor, den Hut drauf zu schmeißen und abzustillen.
Bereits in der 1. Lebenswoche von meinem kleinen Baby wachte ich in der Nacht plötzlich auf und fühlte mich so richtig mies. So als hätte mich ein Zug überfahren. Als hätte ich eine richtig schlimme Sommergrippe. Ich merkte meine linke Brust tat auf einmal weh. Am Abend als ich zu Bett ging war aber noch alles gut.
Ich dachte mir nur „verdammt ich habe meinen 1. Milchstau“ oder doch schon eine Brustentzündung? Ich hatte fast 39 Grad Fieber. Da ich ja selbst Stillberaterin bin wusste ich, das Fieber ist schon so hoch, da ist bereits eine Entzündung vorhanden. Aber wie zum Teufel ging das so schnell?
Ich musste meine Gedanken einmal sammeln, theoretisch wusste ich ja was man alles machen muss – anlegen, kühlen, wärmen, wieder anlegen, Tabletten nehmen. Es wurde nur minimal besser. Laut meiner Frauenärztin sollte ich ein Antibiotikum nehmen, da das Fieber auch nach 3 Tagen trotz allen Maßnahmen nicht runter ging. Nach 2 Tagen Antibiotikum ging es mir besser und das Fieber war endlich weg und ich fühlte mich besser. Somit wusste ich, dass ein Keim in meiner Brust der Auslöser für mein Fieber war. Puh, also so fühlt sich also eine Brustentzündung an. Das muss ich nicht noch einmal haben, dachte ich mir. (gottseidank habe ich da noch nicht gewusst was noch alles so kommen wird)
Ich stillte mein Baby nach Bedarf und machte mir Gedanken, warum ich diesen Milchstau bzw. diese Brustentzündung hatte? Was habe ich falsch gemachtbeim Stillen? Ich habe nach Bedarf gestillt, genauso wie man es auch tun sollte.
3 Wochen vergingen und ich wachte eines Tages in der Früh wieder mit so einem ganz eigenartigen Gefühl auf. Ich fühlte mich sehr müde und schlapp. Zuerst dachte ich, die fast schlaflose Nacht war der Auslöser, aber …. da war er wieder dieser Übeltäter – der Milchstau. Diesmal rechts außen. Ich wusste nicht recht, was jetzt schon wieder los ist. Ich wollte nicht, dass es mir wieder schlecht geht und dass ich wieder ans Bett gefesselt bin, schließlich habe ich noch ein 2. Kind, das ihre Mama braucht. Schon leicht verzweifelt googelte ich immer und immer wieder. Es kam nichts raus, was ich nicht schon wusste. Ruhe geben, stillen, Ruhe geben und entspannen. Tja leichter gesagt als getan. Was noch richtig blöd war, der Milchstau war an einer so doofen Stelle, dass man das Kinn meines Babys nur sehr schwer dorthin bekam.
Diesmal war das Fieber nicht so hoch, aber ich fühlte mich trotzdem so krank. Ich kontaktierte zwei liebe Kolleginnen, weil ich einfach nicht (mehr) weiter wusste. Mir war klar, jetzt musst auch du dir Hilfe holen Alina. Viele glauben ja, als Fachperson benötigt man keine Hilfe, weil man selbst alles weiß. Tja Theorie und Praxis sind definitiv 2 Paar Schuhe.
Ich hatte bereits (fast) alle Hilfsmittelchen zu Hause und führte alle Maßnahmen gegen einen Milchstau und eine Brustentzündung durch. Gott sei Dank wurde das Fieber nicht höher und ich konnte mit allen Maßnahmen von lieben Kolleginnen die Brustentzündung noch abfangen.
Nun war der Zeitpunkt gekommen, dass ich wirklich an mir zweifelte, was ich nun schon wieder falsch gemacht habe und warum schon wieder? Ja ich muss zugeben, in dieser Zeit hatte ich schon Stress, denn für mich war es eine große Herausforderung auch meinem großen Kind gerecht zu werden bzw. zu bleiben. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht mehr so viel Zeit für mein 1. Kind hatte, da ja jetzt auch ein Baby da war.
Eigentlich war ich ja noch im Wochenbett und ich wusste theoretisch, dass man so viel Ruhe geben sollte wie möglich. Eigentlich…. denn 1 Woche später ging das Spielchen wieder von vorne los. Zum 3. Mal. Diesmal war ich mit meinem Latein wirklich am Ende. Zusätzlich habe ich wieder mit einem Antibiotikum begonnen, weil das Fieber wieder so hoch war. Ich reagierte nach der 1. Tablette allergisch darauf und somit hatte sich das Thema Antibiotikum auch erledigt. Ich war so sehr verzweifelt und musste sehr viel weinen. Ich spielte mit dem Gedanken abzustillen. Ich wollte das Ganze nicht mehr mitmachen. Es zerrt an den Kräften und an den Nerven. Ich fragte mich, warum wird mir das Stillen so schwer gemacht? Meine Hausärztin meinte dann auch noch „an Ihrer Stelle würde ich abstillen, das ist doch nicht mehr normal so viele Milchstaus in so kurzer Zeit“.
Ich konnte das Stillen nicht mehr genießen. Jedes Mal dachte ich, was ich noch immer falsch machen würde. Dann war noch die große Frage mit dem Zungenband. Ist es zu kurz oder nicht? Hat das Zungenband Schuld für die vielen Milchstaus? Die fachlichen Meinungen gingen sehr auseinander. Na super. Da soll sich eine Mama einmal auskennen! Der eine sagt so, der andere wieder so.
Ich haderte mit dem Gedanken abzustillen. Ich wusste noch ganz genau, dass ich es bei meinem ersten Kind sehr bereut habe, nicht genug gekämpft zu haben für das Stillen. Nichtsdestotrotz – ich entschied mich dafür, zu kämpfen, mehr und länger zu kämpfen als damals. Ich wollte die Expertin für Milchstau werden. Für mich selbst und „meine“ Mamis, wenn sie in der gleichen Situation sein werden.
Ich analysierte so einige Studien über Brustentzündungen und Milchstaus und habe viele Fachbücher durchgelesen.
Ich habe einiges an mir probiert, hinterfragte meine Einstellung und was soll ich sagen? Das Zungenband habe ich bis jetzt noch nicht durchtrennen lassen und seit 7 !!! Wochen sind wir endlich Milchstau und Brustentzündung frei und das werden wir jetzt auch bestimmt bleiben.
Warum veröffentliche ich meine Geschichte? Weil ich möchte, dass sich andere Mamas nicht alleine fühlen, die sich in einer gleichen oder ähnlichen Situation befinden, so wie ich es war.
Ich hätte den Weg nie bis hierher weiterstillend geschafft, wenn ich nicht die nötige Hilfe und Unterstützung dafür gehabt hätte.
Holt euch Hilfe, wenn ihr verzweifelt seid und nicht mehr weiter wisst! So wie ich!
Es lohnt sich. Glaubt mir!
Alles Liebe Alina